
Same procedere as every year – oder so ähnlich könnten wir auch dazu sagen. Seit nunmehr fünf Jahren feiern wir Silvester mit guten Freunden aus Berlin. Immer im Wechsel kommen die Vier zu uns und wir zu ihnen. Dieses Jahr stand der Besuch in der Hauptstadt an.
Die Bahn und ihre Schließfächer
Wie auch die Jahre zuvor, fuhren wir mit dem ICE. An sich für uns die entspannteste und schnellste Möglichkeit, die rund 580 km zurückzulegen – wenn da nicht die Deutsche Bahn wäre… aber das soll hier nicht weiter Thema sein.
Immerhin kamen wir auf dem Hinweg sogar zwei Minuten vor der Zeit am Berliner Hauptbahnhof an. Für den Nachmittag hatte sich unser Teenie-Mädchen einen Besuch beim Wachsfiguren Kabinette von Madame Tussauds gewünscht. Da man dort kein Gepäck mit hineinnehmen darf oder abgeben kann, wollten wir die Koffer direkt am Bahnhof in einem Schließfach unterbringen. Doch leider war kein einziges benutzbares Fach mehr verfügbar. Entweder waren die Fächer belegt oder die Schlüssel verschollen. Nach einem kleinen Schockmoment machten wir uns dennoch mit Gepäck auf den Weg zum Ziel im Schatten des Brandenburger Tors.
Der freundliche Mitarbeiter am Eingang von Madame Tussauds bestätigte uns zwar, dass wir keine Chance hätten, mit dem Gepäck in die Ausstellung zu kommen, hatte aber einen Plan B: das Konzept von Bounce. Mittels App kann man herausfinden, ob es in unmittelbarer Nähe entgeltliche Abstellmöglichkeiten für Gepäck gibt. Und direkt gegenüber des Wachsfiguren Kabinettes gab es ein Ladenlokal, welches unsere Koffer entgegennahm. Mit 5€ pro Gepäckstück plus 4,95€ Service nicht ganz günstig, war es für uns aber die Rettung – wir waren die Koffer quitt und mussten sogar im Anschluss an den Museumsbesuch nicht zurück zum Hauptbahnhof, um die Koffer wieder abzuholen.

Den Stars so nah
Im Vorfeld hatte ich mit 50% Rabatt Codes von gesammelten McDonalds HappyMeals online Tickets für Madame Tussauds und ein entsprechendes Zeitfenster gebucht. Nun waren wir fast 90 Minuten vor der Zeit unter den Linden angekommen und durften dank mangelnder Auslastung direkt rein. Wenn die gesamte Ausstellung auch barrierefrei ist, macht es aus meiner Sicht wenig Sinn mit kleineren Kindern dort einen Ausflug hin zu unternehmen. Da man in der Ausstellung selbst so gut wie nichts anderes machen kann, außer die Figuren zu bestaunen und Fotos zu schießen, ist es für Kinder, die die Personen vor ihnen nicht kennen, eher langweilig. Unser Jüngster fand ausschließlich die Fußballabteilung interessant, wohingegen die Mädchen zumindest bei den Stars und Sternchen der Fernseh- und Musikbranche hin und weg waren. Unterm Strich ist es eine nette, wenn auch (ohne Rabatt) ganz schön kostspielige Angelegenheit – vor allem, wenn die Kinder schnell das Interesse verlieren.
Wieder draußen bestaunten wir die allgegenwärtige Polizeipräsenz in der unmittelbaren Nähe zum Brandenburger Tor, wo schon erste Proben für die Silvestershow liefen. Eine Currywurst später fuhren wir die gut 30 Minuten mit der U-Bahn zu unseren Freunden.

Wir als Aushilfsspione
Am nächsten Tag stand wieder Museum auf dem Programm. Am Leipzigplatz, wenige Meter vom Potsdamer Platz entfernt, ging es für uns (wieder mit bereits online gekauften und zeitlich festgelegten Tickets) ins Deutsche Spionagemuseum. Einlass erhielten wir mit dem QR Code auf unseren Tickets und durch die Attrappe eines Ganzkörperscanners wie am Flughafen. Zumindest in der Theorie, denn als unser Jüngster bereits drinnen war, kam unsere Mittlere nicht mehr ein und der Apparat machte Faxen. Wir riefen einen Mitarbeiter an der Kasse, der im Schneckentempo und wenig motiviert das Ganze dann manuell steuerte. Ausnahmsweise war der Jüngste nicht auf eigene Faust bereits unterwegs und wenig später hatten wir neun dann endlich alle Zutritt zur Ausstellung. Diese war richtig gut besucht, was leider zur Folge hatte, dass wir an den verschiedenen Mitmachstationen wirklich lange (teils 30 Minuten) anstehen mussten. Wir lernten morsen und dechiffrieren, fingen geheime Nachrichten im Radio ab und suchten einen Wohnraum nach Wanzen ab. Der Lügendetektor und der Laserparcour waren die beiden Highlights und demnach auch mit der meisten Wartezeit verbunden. Neben den praktischen Übungen konnte man sich auf Infotafeln in der Theorie als SpionIn weiterbilden. Unsere Kinder hatten alle viel Spaß und wir verbrachten (nicht zuletzt wegen der Wartezeiten) insgesamt rund drei Stunden in der Ausstellung. Für Kinder, die noch keine Zahlen und Buchstaben erkennen können, würde ich das Museum allerding nur eingeschränkt empfehlen, da dann viele Stationen nicht eigenständig gemeistert werden können.
Mit der Bahn ging des von dort wieder zurück und wir rutschten ganz gemütlich bei Raclette und Scottland Yard ins neue Jahr.

Das Rätsel um die Polarnacht
Für den Neujahrstag hatten wir uns eine Vorstellung in einem der drei Berliner Planetarien vorgenommen. Nach einem späten Frühstück ging es für uns zur Prenzlauer Allee ins Zeiss-Großplanetarium. Die knapp einstündige Vorführung nannte sich „Polaris und das Rätsel der Polarnacht“ und war laut Programm für Kinder ab sechs Jahren geeignet. Wir nahmen im große Planetariumssaal in gemütlichen Liegesitzen Platz und verfolgten nach einer kurzen Einführung der Referentin die Reise von James, dem Pinguin und Vladimir, dem Eisbären. Die beide gingen dem Phänomen nach, warum es an den vereisten Polkappen immer halbjährlich nur Nacht oder nur Tag war und ob dies auch bei anderen Planeten so üblich ist. Der Film dauerte circa 30 Minuten. Danach gingen wir weitere 30 Minuten sehr kindgerecht gemeinsam mit der Referentin auf die Suche verschiedener Sternenbilder, die auf den unterschiedlichen Erdhalbkugeln sichtbar sind. Die Silvesternacht noch in den Knochen, kämpften wir dank der komfortablen Sitzposition und trotz des spannenden Programms dennoch das ein oder andere Mal gegen die Müdigkeit an. Für uns war es der erste Besuch in einem Planetarium, aber bestimmt nicht unser letzter.
Nach drei Tagen voll mit Abenteuern und Erlebnissen in der Bundeshauptstadt ging es für uns wieder zurück ins Rheinland… ach, wäre die Deutsche Bahn doch ansatzweise so verlässlich wie der ÖNV in Berlin…
In diesem Sinne: Ick mach’n Abgang!
Hilfreiche Links:
https://www.berlin.de/tourismus
https://www.madametussauds.com/berlin