
Nach einer guten Woche im Steirer Salzkammergut ging es in der zweiten Hälfte unseres Österreichurlaubes im Sommer 2023 ins Salzburger Land. Um unserer Tochter als Fan der Fernsehserie „Die Bergretter“ einen Wunsch zu erfüllen, machten wir in Ramsau am Dachstein halt und knipsten bei Nieselregeln einige Fotos vor den Filmkulissen.
Nach der insgesamt gut einstündigen Fahrt hatten wir unser Ziel erreicht. Da wir bereits zwei Mal zu Gast im wenige Kilometer entfernten Aldiana Hochkönig gewesen waren und die letzte Woche erst im Aldiana Salzkammergut verbracht hatten, probierten wir diesmal etwas Neues aus. Preislich ähnlich und mit durchweg positiven Bewertungen in den üblichen Portalen entschieden wir uns für das Gut Wenghof.
Im künstlich angelegten und sehr touristisch anmutenden, aber dennoch ganz netten Bergdörfchen Werfengweg gelegen, befand sich die als Family Resort bezeichnende Hotelanlange im verkehrsberuhigten Ortskern. Alles sah sehr wintersportorientiert und wenig wanderfreundlich aus. Dass man auch für das Be- und Entladen der Koffer nicht näher ans Hotel fahren durfte, erstaunte uns doch etwas. Auch die geringe Anzahl der nächstgelegensten Parkplätze beunruhigte uns ein wenig. Wir hatten aber Glück und mussten nur die knapp 70 Meter vom Auto zur Rezeption mit Sack und Pack überwinden.
Die freundliche Rezeptionistin checkte uns ein und erklärte uns den Weg zum Zimmer. Die verschiedenen Gänge des hufeisenförmigen Gebäudes hatten alle Namen und spätestens beim Anblick der ersten paar Meter Flur fühlte ich mich wie auf Klassenfahrt in einer Jugendherberge – mit dem Unterschied, dass dort mittlerweile kein Teppich mehr liegt. Der Eindruck verstärkte sich beim Beziehen unseres Familienzimmers am äußersten Zipfel des Erdgeschosses im Altbau. Das Zimmer setzte sich aus einem kleinen Flur, einem Balkon, dem Badezimmer sowie zwei durch eine Schiebetür verbundenen Schlafzimmer zusammen und sah alles etwas in die Jahre gekommen aus.

Nachdem wir die Koffer ausgepackt hatten, ginge wir auf Entdeckungstour. Das Hotel lag direkt in der Dorfmitte. Der Hotelgarten und -vorplatz war ein Paradies für (Klein)Kinder: ein verkehrsloser, von der Straße abgetrennter Bereich mit unzähligen Rutscheautos und Go-Carts, einer Rutsche, einem Trampolin, einer Schaukel, einem ganz neuen Wasserlauf und einem Sandkasten ließen die kleinen Kinderherzen und die der zugehörigen Eltern höherschlagen – leider unsere eher nicht (mehr). Idealerweise konnte man so die Kinder auch während des Essens draußen spielen lassen und selbst noch eine Runde zum Buffet schlendern oder an einem der vielen Sitzgelegenheiten um den Dorfplatz herum ein Kalt- oder Heißgetränk genießen. Doch Achtung: wenn die Kinder unbeaufsichtigt nach drinnen laufen, führt der Weg an der Rezeption und somit unausweichlich an den beiden Zeitungsständern vorbei. Dass man die ins Auge stechenden Kinderzeitungen trotz eines AI-Hotels bezahlen musste, war unserem Jüngsten nicht klar. Und eh wir uns versahen, mussten wir eine bereits ausgelesene Feuerwehrmann-Sam Zeitung zahlen.
Leider fanden wir auch sonst nichts Aufregendes für unsere Kinder auf der Hotelanlage. Wenige Meter hinter dem Haus befand sich immerhin auf dem Feuerwehrspielplatz ein größeres Klettergerüst, mit dem man zeitweise den Jüngsten bei Laune halten konnte. Da das Gut Wenghof ein tui Kids Club Hotels war, lag unsere ganze Hoffnung auf dem Animationsprogramm der kommenden Tage. Fehlanzeige: Das Hotel bewohnten offensichtlich zu 95% Familien mit Kindern im Alter von 0 bis 5. Trotz eines total netten Animationsteams stellte sich die Kinderbetreuung vor allem für Kind 3 als total langweilig heraus. Das Teenie Mädchen blieb von vorneherein auf dem Zimmer und auch die anderen verloren immer mehr die Lust am Kidsclub. Für uns eine völlig neue Erfahrung.
Als All inklusive Hotel konnte man im Restaurant Tag und Nacht etwas zu essen und trinken finden. Wenn man seinen Hunger außerhalb der Hauptmahlzeiten stillen musste, standen jederzeit eine Auswahl verschiedener Pizzen und Würstchen mit Brötchen zu Verfügung. Getränke konnte man sich an den insgesamt zwei Stationen zapfen- irritierender Weise auch Rot- und Weißwein. Nachmittags gab es noch Slush-Eis.
Das tägliche Buffet war an allen drei Mahlzeiten abwechslungsreich und gut, aber eher mittlerer Standard. Der Wareneinsatz schien nicht besonders hoch zu sein. Insbesondere das Preis-/Leistungsverhältnis im Vergleich zum preisidentischen Aldiana Salzkammergut war dann doch eher unterdurchschnittlich. Das einzige kulinarische Highlight versprach das Familienfondue zu werden. Einmal pro Aufenthalt konnte man dieses Event vorab kostenfrei buchen. Die Saucen und das Fleisch waren lecker und der Service gut. Letzteres war leider im Restaurant nicht immer der Fall. Passend zum Jugendherbergscharme glich das Restaurant (zumindest im hinteren Teil) eher einem Speisesaal. Am ersten Abend suchten wir uns einen der vielen 6er Tische und wurden prompt ziemlich harsch an einen 4er Tisch mit fünftem Stuhl vor Kopf verwiesen. Begründet wurde der erzwungene Tischwechsel mit der Auslastung des Hotels und der damit verbundenen Knappheit der Sitzgelegenheiten. Ziemlich beengt nahmen wir unsere Mahlzeit ein und warteten auf die angekündigte Platzknappheit – vergebens. An den Folgetagen steuerten wir daher zielstrebig einen 6er Tisch an und ignorierten die unfreundlichen Aufforderungen zum erneuten Tischwechsel. Irgendwann wurde unser Verhalten geduldet und nur noch eines bösen Blickes gewürdigt.
Die sehr gute Auslastung des Hotels (was uns nach den Erfahrungen der letzten Woche doch sehr wunderte) bekamen wir dennoch unter anderem am ersten Abend zu spüren: Wer schon einmal einen verregneten Samstagnachmittag im Indoorspielplatz verbracht hat, wird sich vorstellen können, welcher Geräuschpegel beim Essen herrschte. Von den kleinen und großen Lebensmittelmengen, die beim selbstständigen Essen der Kleinkinder nicht im Mund, sondern überall sonst landeten, ganz zu schweigen. Die Missgeschicke wurden allerdings in Lichtgeschwindigkeit vom Personal beseitigt.
Dennoch guter Dinge wollten wir unseren ersten Abend in der Hotelbar ausklingen lassen. Ein Blick in die Karte lies mich etwas stutzig werden: abgesehen von zwei den beiden Hotelmaskottchen gewidmeten Kindercocktails, die aus mit Sprite aufgegossenem Sirup bestanden, gab es genau einen nicht alkoholischen Cocktail: einen Hugo. Für mich als Nichtalkoholtrinkerin sehr bedauerlich. Immerhin war die Auswahl an Softdrinks ganz ordentlich, sodass ich nicht Gefahr lief, zu verdursten. Über die Schließzeit der Bar um 22:00 Uhr waren wir zusätzlich verwundert.
Ein neuer Tag, ein neues Glück – oder so ähnlich. Am nächsten Morgen wurden wir um 07:00 Uhr von Baustellenlärm geweckt. Wir hatten zwar schon bei der gestrigen Ankunft eine Hand voll großer Braukräne und die groß angelegten Baustellen rechts und links der Anlage bemerkt, uns aber naiver Weise vorgestellt, dass sie doch bestimmt nicht unsere Urlaubsidylle stören würden. Falsch gedacht! Nach 4 Stunden gefühlt dauerhafter Presslufthammer-Gesänge war meine Geduld am Ende: Ich beschwerte mich an der Rezeption und man teilte mir freudestrahlend mit, dass wir in ein Neubauzimmer mit Ausrichtung zum Innenhof umziehen könnten. So richtig nachvollziehen konnte man meinen Ärger aber irgendwie nicht.

Wir betraten den Neubau und kamen uns fast wie in einem anderen Hotel vor: ein moderner, heller Flur und ein schönes, frisch renoviertes Maisonettezimmer. Ein Blick auf die Homepage verriet uns, dass dieses Zimmer in der gleichen Preiskategorie lag wie das Verwohnte im Altbau. Für uns Lagen dazwischen aber Welten. Verrückt! Der Baustellenlärm war zwar hier und da immer noch hörbar, aber ganz gut zu ignorieren.
Der nächste Tag versprach sonnig zu werden, also gingen die Kinder mit meinem Mann auf Wanderschaft und ich legte mich an den Pool. Man könnte das kleine, runde Becken auch als großes, tiefes Planschbecken bezeichnen. Auch beim innenliegenden rechteckigen Becken sah es nicht besser aus. Gemessen an der Personenanzahl der Hotelgäste und der Größe der Liegewiese war die Ausstattung von maximal 40 Liegen mickrig. Ich hatte dennoch Glück, ergatterte eine freie Liege und bezog mein Lager möglichst weit weg vom Pool und der vor Freude kreischenden Kinderschar. Bei schätzungsweise 300 Kindern unter sechs waren meine Schwimmversuche wenig später vergebens. Ich war permanent damit beschäftigt, darauf zu achten, dass mir keins der mit Schwimmflügeln bewaffneten Nichtschwimmer*innen zur Belustigung der (Groß)Eltern in den Rücken oder ins Gesicht sprang. Ziemlich entnervt verzog ich mich erneut auf meine Liege. Wenig später kehrten mein Mann und die Kinder von ihrer wenig erfolgreichen Wanderung heim. Nach mehrfachen, dank der unfassbar schlechten Beschilderung vergeblichen Suche nach dem richtigen Weg, gaben die Vier auf und machten sich auf den Rückweg zum Hotel.

Die nächsten Tage verbrachten wir mit Ausflügen, Wanderungen oder (wenn was frei war) am Pool. Doch irgendwie war der Wurm drin: Das Wetter spielte immer häufiger nicht mit, die Laune der Kinder wurde mangels altersgerechter Kinderanimation immer schlechter, die Essenssituation störte uns zunehmend und so war zwei Tage vor Urlaubsende endgültig die Luft raus. Mein Mann kam gerade von seiner längsten Wanderung wieder, als unser Jüngster lautstark verkündete, dass er jetzt und sofort nach Hause wolle. Die Mädchen stimmten mit ein und so entschieden wir uns zum ersten Mal in unserem Leben, den Urlaub vorzeitig abzubrechen und lieber das Wochenende in den eigenen vier Wänden zu verbringen. Die Rezeptionistin nahm unseren frühen Abreisewunsch achselzuckend und ohne nach dem Grund fragend entgegen. Zwei Stunden später fuhren wir bereits an Salzburg vorbei Richtung Heimat.
Versteht mich nicht falsch: auch wenn wir die durchweg positiven Bewertungen des Gut Wenghofes nicht wirklich nachvollziehen können, heißt das nicht, dass das Hotel grundsätzlich für Familien mit (kleineren) Kindern und anderen Erwartungen keine gute Wahl ist. Richtig Negatives können wir – mit Ausnahme der Tischzuweisung und des Baulärms – auch nicht über das Resort sagen. Für uns hat es einfach nicht wirklich gepasst – nicht zuletzt wegen des Preis/Leistungsverhältnisses. Vielleicht waren wir auch einfach zur falschen Zeit dort – Freunde von uns waren zum Skifahren dort durchaus zufrieden.
Wer mehr über Ausflugs- und Wandermöglichkeiten im Salzburger Land wissen möchte, ist herzlich eingeladen, den entsprechenden Blogeintrag zu lesen.
In diesem Sinne: Pfiat di!