
Von Zeit zu Zeit fragen uns unsere Kinder, ob wir nicht auch einmal Zeit nur exklusiv mit einem von ihnen verbringen können. Diesmal wollte das Mittelkind gern ein paar Tage nur mit der Mama verbringen. Nichts lieber als das! Wenn auch nicht ganz einfach, suchten wir nach einem freien Zeitfenster im Familienkalender, in dem mit unter mein Mann die anderen beiden auch neben der Arbeit gut versorgen konnte. Unsere Wahl fiel auf die Osterferien. Jetzt musste noch ein Ziel her. Als eine gute Freundin von unseren Plänen hörte, lud sie uns zu sich nach Mallorca ein. Wenige Monate später saßen wir also im Flieger nach Palma de Mallorca und hatten vier Tage auf der Balearischen Insel vor uns. Praktischerweise wurden wir direkt vom Flughafen von unserer Freundin abgeholt, kamen spät abends in Son Servera an und fielen nach einem kleinen Snack direkt ins Bett.
Ich hatte zuvor noch nie von diesem kleinen Örtchen gehört, war aber auch noch nicht besonders oft und das letzte Mal vor über 10 Jahren auf Mallorca gewesen. So erkundeten wir am nächsten Morgen erst einmal die Umgebung. Nach zwei Kirchen, einigen (wirklich guten) Restaurants und Geschäften für den täglichen Bedarf war die Fußgängerzone auch schon zu Ende – etwas verschlafen, aber wirklich sehr schön!

Keine vier Kilometer entfernt befindet sich Cala Millor, wohin wir ganz gemütlich bei nicht so sonnigem Wetter spazierten. Leider führt der Weg größtenteils an der Straße entlang, aber aufgrund des geringen Verkehrsaufkommens störte es uns nicht besonders. Es war augenscheinlich noch keine Hochsaison auf der Lieblingsinsel der Deutschen und so waren viele Gastronomiebetriebe und Geschäfte noch im Winterschlaf. Die typischen Souvenirläden und vereinzelte Cafés und Eisdielen konnten wir aber doch ausfindig machen. Und vor allem das Mittelkind genoss es in vollen Zügen, den Strand beinahe für sich allein zu haben. Mit einem Eis als Stärkung traten wir den Rückweg an.

Am Abend entführte uns unsere Freundin in eins ihrer Lieblingsrestaurants auf der Insel – das Binicanella. Am Ende einer unscheinbaren Abzweigung von der Schnellstraße gelegen, findet man das vielleicht beste Fleisch der Stadt in einer aufwendig renovierten alten Einsiedelei. Auf dem Außengelände mit Hüpfburg und kleinem Spielplatz können die Kids wunderbar die Wartezeit bis zum Essen oder danach verbringen, während die Eltern im typisch ländlichen Ambiente von Mallorca nach dem leckeren Essen zu sehr fairen Preisen noch den ein oder andern guten Tropfen genießen können.
Für den zweiten Tag stand ein Ausflug nach Palma an. Nach dem Frühstück ging es zum Parkplatz direkt hinter dem Bahnhof, von dem aus wir wenig später mit dem historischen Zug nach Sóller fahren wollten. Gesagt getan – wie leider sehr viele andere auch. Die einstündige Zugfahrt inklusive eines kurzen Fotostops war recht kurzweilig, aber mit 28€ pro Person auch nicht ganz günstig. In dem kleinen Städtchen angekommen fühlten wir uns von der Menge an bereits angereiste Besucherströme etwas erschlagen. Wir hatten die Wahl, Sóller selbst zu erkunden oder mit der alten Straßenbahn noch in den Hafen von Sóller zu fahren. Auf Raten einer Bekannten blieben wir bis zur Rückfahrt in Sóller selbst. Trotz der Vielzahl an Menschen konnten wir relativ entspannt durch die kleinen Gässchen und Sträßchen spazieren und kehrten etwas später in einem der etwas überteuerten Cafés am Brunnen ein. Leider sah es zunehmend nach Regen aus und der Zug zurück nach Palma kam uns gerade recht.

Dass Mallorca und vor allem Palma kulinarisch einiges zu bieten haben, war mir spätestens beim Lesen einer Zeitung auf dem Hinflug aufgegangen. Sage und schreibe zehn Sterneküchen befinden sich auf der Insel, die meist mindestens ein weiteres Restaurant für jeden Geldbeutel betreiben – so auch die Sterneköchin Maca de Castro. Wie der Zufall es wollte, befand sich ihr „Zweitrestaurant“ Andana direkt um die Ecke im Bahnhofsgebäude – das kam nach dem längeren Ausflug wie gerufen. Die kleine, aber feine und etwas ausgefallenere Speisekarte ließ (zumindest bei mir) keine Wünsche offen. Für das Mittelkind waren die kulinarischen Kreationen etwas zu wild, satt wurden aber alle.

Der Regen ließ nun leider nicht mehr auf sich warten, die angedachte Shoppingtour durch Palmas Einkaufsstraßen fiel im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser und wir verbrachten einen gemütlichen Abend bei Rummikup und guten Gesprächen.
Für den nächsten Tag war endlich das vom Mittelkind ersehnte Strandwetter angesagt. Beim Frühstück trauten wir dem Braten noch nicht so recht und machten uns erst einmal zu einer kleiner Erkundungstour der nahegelegen Hafenstadt Porto Cristo auf. Hier war es deutlich leerer als noch gestern in Palma und Sóller. Vorbeischlendernd an den Souvenirshops und kleinen Geschäften, drehten wir eine Runde und kamen wieder auf dem Parkplatz am Hafen an. Von dort aus konnten wir sogar den Katamaran von Ex-Tennisprofi Rafael Nadal bestaunen.

Zurück in Son Servera hatten wir uns fürs Mittagessen den Italiener „Peperoncino“ ausgesucht. Hier werden klassisch italienische Gerichte mit regionalen Zutaten neu interpretiert und auf einem hohen Qualitätsniveau in einem familiären Ambiente serviert. Gott sei Dank war so auch wieder das Mittelkind wunschlos glücklich. So lecker habe ich selten italienisch gegessen.

Nachmittags ging es für uns dann endlich „richtig“ an den Strand von Son Moll in Cala Rajada. Wir hatten Glück und ergatterten die letzte Lücke auf dem gegenüberliegenden Parkplatz. Ich will mir gar nicht vorstellen, was hier im Sommer los ist… Neben den zwei Surfern in langen Neoprenanzügen sah man wenig später nun auch das Mittelkind im Badeanzug in die Wellen springen. Ich wäre bei 16 Grad Lufttemperatur und bestimmt keinem Grad wärmerem Wasser sofort erfroren. Aber Kind happy, Mama happy ;-). Meine Freundin und ich gaben uns mit einem kurzen Fußtest im Wasser zufrieden und legten uns lieber in die Sonne auf unsere Badetücher. Nachdem das Kind wieder trocken und warm war, schlenderten wir noch eine Runde an der Promenade von Cala Rajada entlang und rundeten unseren Aufenthalt am Abend mit einem Eisbecher ab.

Denn am nächsten Tag hieß es für uns schon wieder Abschied nehmen und wir traten die Rückreise nach Deutschland an.
Das letzte Mal waren wir (damals noch zu dritt) mit Baby bzw. Kleinstkind auf der Insel und beide Male nicht zur Hochsaison. Mallorca hat so viele wunderschöne Ecken, die ich mir aber im Sommer und völlig überfüllt nicht vorstellen möchte. Aber abseits der Touristenströme und außerhalb der Hochsaison würde ich jederzeit wiederkommen!
In diesem Sinne: Adiós!
Hilfreiche Links:
restaurante-binicanella.com
trendesoller.com
andanapalma.es
peperoncino.es