
Herzlich Willkommen zum zweiten Teil meines MSC-Kreuzfahrt-Reiseberichts.
Nachdem ich schon ausführlich über unsere Eindrücke von der Euribia geschrieben habe, geht es hier um unsere Landgänge. Wir steuerten die Häfen in Rotterdam, Zeebrügge, Le Havre und Southampton an, bevor es wieder nach Hamburg ging. Durch den Brexit muss man aufgrund des Stopps in Southampton direkt bei Einschiffung in Hamburg die Reisepässe aller Familienmitglieder vorlegen!
Planung vorab
Grundsätzlich sind wir keine Fans von organsierten Landausflügen. Das hat mehrere Gründe:
1. Mir macht es sehr viel Spaß, unsere Touren im Vorfeld auszuarbeiten und darin die individuellen Wünsche meiner Familienmitglieder zu berücksichtigen.
2. Wir mögen es nicht, in großen Gruppen im Gleichschritt Marsch etwas zu erkunden.
3. Da unsere Kinder liebend gern spontan ihre Meinung ändern, möchten wir so flexibel wie möglich bei der Gestaltung der Landgänge bleiben.
4. Uns sind die Preise für angebotenen Ausflüge bei einer fünfköpfigen Familie viel zu hoch.
Mir ist bewusst, dass viele Reedereien bereits familienfreundliche Ausflüge mit speziellen Kindertarifen anbieten, aber für uns war das bisher noch nichts.
Das von und an Bord gehen auf der Euribia war trotz der Menschenmassen (Ihr erinnert Euch über unseren Schock bei 6.400 Passagieren!) schnell und problemlos möglich. Wir waren stets einer der Ersten, die von Bord gingen und es bildeten sich nie lange Schlangen. Besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle die Sicherheitsmaßnahmen bei minderjährigen Kindern: Sobald die Cruise Card eines Kindes bei Ein- oder Ausstieg gescannt wurde, ertönte ein spezieller Ton. Es wurde daraufhin überprüft, ob das Kind von einem Elternteil begleitet wurde. Hätte das Kind allein oder mit einem nicht Erziehungsberechtigten von oder an Bord gehen wollen, so hätte dafür eine entsprechende Einverständniserklärung vorgelegt werden müssen.
Hamburg
Unsere Kreuzfahrt begann und endete in Hamburg. Da wir immer wieder unsere Patenkinder in Hamburg und Umgebung besuchen und hier schon einiges mit den Kindern unternommen haben, war diesmal kein Programmpunkt in der schönen Hafenstadt geplant.

Rotterdam
Im niederländischen Rotterdam lagen wir am Cruise Terminal an der Wilhelminakade und somit gegenüber des Stadtkerns. Zu Fuß erreichte man über die Erasmusbrücke die Einkaufsstraßen Lijnbaan, Binnenwegplein und Oude Binnenweg in ungefähr einer halben Stunde, zu den berühmten Kubushäusern waren es dann schon circa 40 Minuten. Da nicht alle Familienmitglieder Lust auf einen Landgang in Rotterdam hatten, blieb der Jüngste im Kidsclub und wir vier anderen tasteten uns erst einmal nur bis zum Hotel New York direkt am gleichen Kai vor. Wo sich früher der Hauptsitz der Holland America Line befand, kann man noch heute bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen die Atmosphäre der vergangenen Tage spüren. Wie viele Menschen sich hier wohl hoffnungsvoll ins Abenteuer Richtung Amerika stürzten? Neben dem Cafébetrieb wird hier auch ein Restaurant und das Hotel unterhalten. Die frische Meerestierauslage am Eingang sah auf jeden Fall richtig gut aus. Wir entschieden uns aber dennoch für ein Stück Apfelstreusel.

Zufrieden und erst einmal gesättigt ging es für mich wieder aufs Schiff, während mein Mann und die beiden Mädels sich mit dem Uber in die Innenstadt und stunden später mit gefüllten Einkaufstüten wieder zurückbringen ließen. In (Groß)städten ist Uber oft eine verlässliche, günstigere Alternative zum herkömmlichen Taxi; zu fünft oder mit Bedarf an Kindersitzen dann aber nicht immer umsetzbar.
Zeebrugge
Am nächsten Tag machten wir Halt im belgischen Zeebrugge. Hier wurde man vom Kai aus mit Bussen bis zur Eingangshalle des Cruise Terminals gefahren, da eigenständiges Herumlaufen im Hafengebiet untersagt war. Aus den täglichen Schiffsinfos hatten wir entnommen, dass es zwar von dort aus einen kostenpflichtigen Shuttle gab, dieser aber nicht direkt in das rund 20km entfernte Brügge fuhr, sondern nur ins nächste Städten namens Blankenberge.
Wieder nur zu viert, weil der Jüngste mehr Interesse an gleichaltrigen Spielgenoss*innen als an einen Stadtbummel mit der Familie zeigte, gingen wir von Bord. Wer gut zu Fuß ist, kann die 1,5 km zum Bahnhof Zeebrugge-Dorp laufen. Von dort aus fährt stündlich ein Zug zum Brügger Hauptbahnhof. Alternativ kann man die 400m zur Straßenbahnhaltestelle Zeebrugge Kustlaan bzw. Zeebrugge Kerk laufen. Von dort auf fährt man entweder eine Station bis zum Bahnhof Zebrugge-Dorp oder bleibt die fünf Stationen bis Bahnhof Blankenberge sitzen und steigt dann in den Zug nach Brügge. Wir hatten uns auf dem Hinweg für Variante 1 und auf dem Rückweg für Variante 2 entschieden.

Angekommen am Brügger Hauptbahnhof hatten wir uns schon darauf eingestellt, auch hier die gut 1,5km ins Stadtzentrum zu laufen, als mein Mann den kostenlosen, e-betriebenen „Centrum Shuttle“ Bus der Stadt Brügge entdeckte. An sieben Tagen der Woche wird man auf einer Rundtour alle 20 Minuten zu insgesamt neun interessanten Stellen innerhalb des Stadtkerns gefahren. Das kam uns wie gerufen und wir ließen uns bis „Stadschouwburg“ mitnehmen. Von dort aus schlenderten wir gemütlich durch die Gassen und Sträßchen, bestaunten das geschäftige Treiben auf dem Wochenmarkt, kauften als Mitbringsel überteuerte Pralinen und Schokolade und aßen die obligatorische belgische Waffel, bis wir letztendlich wieder den Bahnhof erreichten und es für uns Richtung Schiff ging.

Le Havre
Unser dritter Stopp war im französischen Le Havre. Auf Empfehlung von Freunden hatten wir für diesen Aufenthalt bereits von zu Hause aus einen Mietwagen bei Sixt reserviert. Eine Sitzerhöhung für den Jüngsten nehmen wir bei solchen Gelegenheiten wenn möglich immer von zu Hause mit. Die Mietkosten hierfür stehen in keinem Verhältnis zum Neupreis.
Die von unserem Liegeplatz am Terminal Croisière nächstgelegenste Mietwagenstation befand sich einmal ums Hafenbecken herum in 2km Entfernung. Da uns diesmal ein Uber recht teuer vorkam und wir das erste Mal zu fünft loszogen, wollten wir unser Glück bei einem der bereitstehenden Taxen versuchen. Wir fanden ein Großraumtaxi, vereinbarten einen (wahrscheinlich immer noch zu hohen) Festpreis und waren im Nu im Besitz unseres Autos. Trotz der Liebe der Franzosen zu ihrer Muttersprache, kamen wir überall dort, wo mein in die Jahre gekommenes Schulfranzösisch versagte, gut mit Englisch weiter.

Da wir die Normandie noch nicht bereist hatten, fiel uns im Vorfeld die Entscheidung, wie wir den Tag verbringen wollten, gar nicht so leicht. Dank der Netflix Serie Lupin hatten wir aber die Idee, uns an die Fersen des Meisterdiebes zu heften und das 40km entfernte Étretat zu erkunden. Nach der 40-minütigen Fahrt und einer erfolgreichen Parkplatzsuche direkt an der Promenade, hatten wir unser Ziel erreicht. Das Wetter spielte einigermaßen mit und wir liefen am Strand entlang, die Kinder warfen Steine ins Wasser und bestaunten den ersten Fang einiger Fischer. Nach einem kleinen Picknick auf der Parkbank und dem Zwischenstopp auf dem winzigen Spielplatz an der Promenade ging es für uns den steilen Weg hoch zur Aussichtsplattformen auf einer der Klippenvorsprünge. Nach einem ungefähr 15-minütigen Fußmarsch hatte man von dort oben einen fantastischen Blick über die Bucht von Étretat. Mit Kinderwagen kommt man allerdings dort nicht hoch.

Auf dem Rückweg durch die Gässchen der Stadt fanden wir zum Leidwesen meines Sohnes zwar den Meisterdieb nicht, aber immerhin in einem kleinen Souvenirladen ein schönes BD, einen Comic, über Lupin.
Zurück im Auto fing es leider so stark an zu regnen, dass wir bezweifelten, das 45km entfernte Hafenstädtchen Honfleur zu erkunden. Wir entschieden uns, trotzdem erst einmal in Richtung Honfleur zu fahren und zur Not im Normandie Outlet eine Runde zu drehen. Die Fahrt führte uns über die mit ihren gut 850m lange Brücke „Port de Normandie“. Das war schon beeindruckend, wenn auch mit 5,80€ pro Nutzung nicht ganz günstig. Das Wetter wurde nicht besser und so machten wir uns nach einem kleinen Shopping Trip durchs Outlet zurück nach Le Havre. Mein Mann und unsere Große erklärten sich bereit, uns anderen drei in Schiffsnähe rauszulassen und nur zu Zweit den Mietwagen vollzutanken, den geplanten Keckseinkauf im Carrefour Supermarkt zu tätigen und uns dann nach Rückgabe des Mietwagens an Bord wiederzutreffen.
Southampton
Unser letzter Halt führte uns ins britische Southampton. Da unsere Reisepässe bereits bei Einschiffung in Hamburg durch MSC Mitarbeiter*innen und dann am ersten Seetag durch die UK-Behörde geprüft wurden, konnten wir ohne erneute Passkontrolle wie gewohnt von Bord. Schon lange stand auf meiner Bucket List ein Ausflug zu Stonehenge. Nicht nur als großer Fan der Buchreihe Outlander hatten Steinkreise für mich etwas Mystisches. Mit unserem Tagesaufenthalt in Südengland sollte das also unser erstes Ziel sein. Die Eintrittskarten kaufte ich wegen der kulanten Stornobedingungen über GetYourGuide. Der Preis von knapp 63€ für ein Familienticket war nicht günstig, wenn auch identisch mit dem auf der Stonehenge Homepage. Im Vorfeld hatte ich die Zeiten und Preise für die Zug- und Busverbindung über Salisbury in Erfahrung gebracht und war der Meinung, dass auch hier ein Mietwagen eine lohnende und flexiblere Alternative darstellte. Auch wenn sich der Linksverkehr immer wie ein kleines Abenteuer anfühlt, stellte er für meinen Mann und mich kein Hindernis dar. Wie auch in Le Havre reservierte ich das Auto vorab. Die Mietwagenstation befand sich in 10-minütiger Laufdistanz zu unserem Liegeplatz am Horizont Cruise Terminal im Gewerbegebiet direkt gegenüber von IKEA und die Übergabe des Autos funktionierte wie in Frankreich problemlos. Die 33 Meilen lange Fahrt bis zum Stonehenge Visitor Center dauerte eine gute Stunde. Davor befand sich ein großer Besucherparkplatz. An der Kasse mussten wir unseren Ticketvoucher in richtige Eintrittskarten umtauschen, stiegen in den inkludierten Shuttlebus und waren in weniger als 5 Minuten am berühmten Steinkreis. Man kann die Strecke vom Besucherzentrum zu Stonehenge auch laufen, der Weg ist aber nicht besonders aufregend (da nur an der Straße entlang) und man ist bestimmt gute 20 Minuten unterwegs.

Wir hatten das große Glück, dass wir morgens nach Öffnung im allerersten Bus saßen und somit Fotos ohne Menschenmassen schießen konnten. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, was an schönen (Sommerferien)tagen ab mittags dort los ist. Etliche Fotos und einen Spaziergang drumherum später, machten wir uns wieder auf den Rückweg. Am Besucherzentrum befanden sich außer den üblichen Verdächtigen wie Souvenirshop, Café und Toiletten auch ein Dorf aus der Jungsteinzeit. In viele der Häuschen konnte man hineinschauen und in einem sogar Werkzeug aus der Zeit anfassen. Da war unser Jüngster voll in seinem Element.

Auf Empfehlung von Freunden wollte unsere Älteste wollte unbedingt in die Titanic Ausstellung des SeaCity Museums in Southampton besichtigen. Damit der Tag nicht zu lang wurden, verzichteten wir während der Rückfahrt auf einen Bummel durch das Städtchen Salisbury und fuhren direkt zurück nach Southampton. Wir suchten uns das nächstgelegenste Parkhaus und standen wenige Minuten später in der Eingangshalle des Museums. Wieder knappe 40€ leichter, befanden wir uns mitten in der Ausstellung. Es war wirklich eine interessante Sache. Man konnte sich vorab eine kostenlose App installieren, mit der man in der gewählten Sprache durch die Ausstellung geführt wurde. Meine Kinder sind für so etwas wenig zu begeistern. Sie möchten weniger zuhören als ausprobieren und anfassen. Dies war auch an verschiedenen Stellen möglich. Mich persönlich hat am meisten der Gerichtssaal bewegt, in dem über Projektionen an den Wänden und Tonaufnahmen in Teilen der Gerichtsprozess des Titanic-Unglücks simuliert bzw. veranschaulicht wurde. Die Aufnahmen waren in Englisch und so verloren meine jüngeren Kinder relativ schnell das Interesse. Alles in allem hatten wir uns ein wenig mehr von dem Museumsbesuch erhofft, gingen aber auch nicht noch in eine weitere Ausstellung des Museums und waren wir nach einer knappen Stunde wieder draußen.
So langsam, aber sicher kam der Hunger und somit die schlechte Laune. Wir entschieden uns, den Mietwagen zurückzubringen, beim goldenen M etwas für die Kinder zu besorgen, den traditionellen Gang zum Supermarkt zu tätigen und dann aufs Schiff zurückzugehen.
Fazit
Ich finde Kreuzfahrten immer wieder eine tolle Sache, erholen kann ich mich bei meinem ausgeprägten Drang, so viel wie möglich an Land erkunden zu wollen, dennoch nicht so wirklich! Dafür reichen das Durchhaltevermögen meiner Kinder und die Seetage als Ausgleich einfach nicht aus…
In diesem Sinne: Ahoi!
Hilfreiche Links:
https://www.hamburg.de/geheimtipps/4532704/kinder-geheimtipps-bilder
https://www.hamburg-tourism.de/das-ist-hamburg/hamburg-fuer/familien
https://www.visitbruges.be/de/ihren-besuch-planen
https://www.brugge.be/shuttlebus
https://www.lehavre-etretat-tourisme.com/de
https://visitsouthampton.co.uk