Zu Besuch beim Weihnachtsmann

Schon lange hatte ich diesen einen Wunsch, die Polarlichter zu sehen. Wenn man wie wir an die Schulferien in NRW gebunden ist und neben den Lichtern noch eine wunderbare Schneelandschaft sehen möchte, bleiben in der Regel nur die Weihnachtsferien. Somit entschieden mein Mann und ich im Sommer, dass das Christkind diesmal eine Kurzreise nach Lappland als Familiengeschenk bringen sollte. Denn man las überall, dass die Polarlichter dieses Jahr so aktiv wie lange nicht mehr seien. Dies zeigt nicht zuletzt die Tatsache, dass man selbst hierzulande schon welche sehen konnte.

Direkt im neuen Jahr ging es also in aller Frühe mit einem Direktflug von Düsseldorf ins finnische Städtchen Rovaniemi, der Heimat des Weihnachtsmannes. In Deutschland bei +5°C gestartet, landeten wir nach nur 2,5 Stunden bei -15°C. Die Skiunterwäsche zogen wir direkt am Flughafen schnell unter die Kleidung, bevor es mit dem Mietwagen zum 5 Minuten entfernten Santa Claus Village ging. Das sehr touristische, aber auch sehr niedliche Weihnachtsmanndorf ist ganzjährig geöffnet und liegt direkt am nördlichen Polarkreis. Hier kann man den Weihnachtsmann und seine Frau persönlich treffen, einen Brief aus seiner Postfiliale versenden oder in einer der vielen Möglichkeiten einkehren und sich bei einem Heißgetränk aufwärmen. Von hier kann man auch diverse Touren ins Umland mit Rentieren, Huskys oder Snowmobilen starten. Auch das Weihnachtsmann-Hotel und seine Bungalows findet man direkt nebenan. Für den ersten Tag entschieden wir uns für einen kleinen Spaziergang durchs Dörfchen und einen heißen Kakao bei Frau Santa Claus. 

Danach ging es 15 Minuten weiter in den Stadtteil Ounasvaara, wo wir ein kleines Chalet inmitten des verschneiten Waldes über Airbnb gebucht hatten. Hier fühlten wir uns vom ersten Moment an dank unserer zuvorkommenden Gastgeberin Mari sehr wohl. Ruhig und dennoch zentral gelegen, konnten wir von hier aus schönen Spaziergängen unternehmen und vom 5 Minuten entfernten Aussichtspunkt wunderschöne Fotos schießen. Ins Zentrum von Rovaniemi selbst sind es auch nur 5 Minuten Fahrzeit, der nächste Supermarkt samt Apotheke und Tankstelle sind nur 2 Minuten entfernt.

Die frühe Anreise in den Knochen, machten wir noch schnell die nötigsten Besorgungen im Supermarkt für die nächsten Tage und ließen den Nachmittag und Abend inmitten von Schnee ausklingen. Ab 14:30 Uhr ist es um diese Jahreszeit ohnehin stockdunkel, da die Sonne gegen 11:00 Uhr auf und gegen 14:00 Uhr schon wieder unter geht. Die beiden jüngeren Kids hielten die Dunkelheit und auch die eisigen Temperaturen nicht davon ab, vor der Haustür immer mal wieder eine Runde Schlitten zu fahren. Wann hat man als Rheinländer auch sonst mal die Gelegenheit dazu!

Am nächsten Tag erkundetet wir nach dem Frühstück den Stadtkern von Rovaniemi. Hier findet man alles, was man für den täglichen Bedarf, das leibliche Wohl und des kleine oder große Shoppingherz benötigt. Wir gingen bis ans Ufer des zugefrorenen Kemijoki und bestaunten den grandiosen Blick von Schnee und Eis.

Am Abend startete unsere erste Tour zu den Polarlichtern. Wir hatten uns eine Tour ausgesucht, bei der man die Polarlichter garantiert sähe. Dafür konnte die Tour acht Stunden dauern und die Fahrtstrecke locker 600km betragen. Aber wie es eben bei Naturschauspielen so ist, kann man die Sichtung nicht garantieren. In unserem Fall hieß das konkret, dass unser Veranstalter Arctic GM uns bereits am Vormittag kontaktierte, um uns mitzuteilen, dass diesen Abend die Chancen, die Polarlichter zu entdecken aufgrund einer dicken Wolkendecke lediglich bei 50-60% lagen. Wir bekamen die Möglichkeit, die Tour zu stornieren oder auf eigene Verantwortung trotzdem teilzunehmen. Diese Möglichkeit gibt es bei fast allen Anbietern, was wir sehr fair und transparent fanden. Wir entscheiden uns für die Tour und wurden pünktlich zum vereinbarten Zeitpunkt von unserem Chalet abgeholt, im Büro des Veranstalters mit warmen Overalls ausgestattet und starteten ins Abenteuer Richtung Schweden. Dort sollte es – zumindest temporär – eine klare Sicht auf dem Himmel geben. Denn die Jagd nach den Polarlichtern ist letztendlich nichts anderes: die Jagd nach einem wolkenlosen Teil am Himmel. Die Polarlichter sind in mindestens 100km Höhe, sodass das Herumfahren innerhalb von 500km immer die gleiche Sicht auf die Polarlichter ermöglicht. Nach gut drei Stunden und über 250km Fahrt hatten wir Glück und erhaschten einen schwachen grünen Schimmer am Horizont. Ausgestattet mit einem professionellen Kamera-Equipment schoss unser Guide Baiba trotzdem fantastische Fotos von uns und den Polarlichtern. Nach weniger als 30 Minuten zog sich der Himmel allerdings auch über uns zu und wir mussten schweren Herzens den dreistündigen Rückweg antreten. Um halb 4 in der Früh fielen wir alle hundemüde, aber glücklich ins Bett. Die professionell bearbeiteten Bilder bekam ich wenig später zugeschickt.

Am nächsten Vormittag ging es mit dem gleichen Veranstalter und diesmal mit Jayde auf zu einer Husky Tour. Wir fuhren circa eine Stunde mitten in die Wälder Finnlands und durften sechs Kilometer mit unserem eigenen Husky-Schlitten durch die traumhafte Landschaft Lapplands. Ziemlich durchgefroren, aber beeindruckt von der wunderschönen Landschaft kamen wir irgendwo im Nirgendwo an einer Kota (einem traditionell finnischen Zelt bzw. Hütte) an und konnten uns bei einem warmen Beeren-Saft und einem Hotdog etwas aufwärmen. 

Später zurück im Chalet musste wir schon unsere Sachen packen, denn es ging für die nächste Nacht ins Artctic SnowHotel vor den Toren Rovaniemis. Das Hotel besteht zu 100% aus Eis und Schnee, hat 20 Zimmer in unterschiedlichen Größen, eine Bar und ein Restaurant. Ansonsten befinden sich auf dem Areal noch zwei beheizte Restaurants und Bars sowie 20 Glasiglus. Wir waren alle sehr gespannt auf dieses Abenteuer! An der Rezeption angekommen, wurden wir herzlich empfangen und konnten auf dem Weg zum (beheizten) Restaurant sogar die Polarlichter direkt über uns sichten. Was für ein Naturschauspiel bei -32°C Außentemperatur!

Nach dem Essen wurden wir einmal durch das Eishotel geführt und bezogen dann mit dicken Spezialschlafsäcken bewaffnet unser Familienzimmer bei -8°C. Ganz schön aufregend, das alles! Und tatsächlich war keinem von uns kalt! Wer sich mit der Kälte, dem Schlafsack oder den Örtlichkeiten doch nicht 100% wohl fühlt, kann jederzeit in den warmen Aufenthaltsraum gehen und dort in einem der Stockbetten weiterschlafen. Unsere Nacht verlief bis auf einem Schreckensmoment, bei dem der Jüngste irgendwie im Fußteil des viel zu großen Schlafsackes verloren ging und das Gesicht nicht mehr selbstständig an die Öffnung bekam, relativ unspektakulär. Allerdings waren wir fünf uns morgens nach einer viel zu kurzen Nacht einig, dass wir eindeutig keine Schlafsack-Schläfer sind und in Zukunft doch lieber wieder auf herkömmliche Hotelbetten zurückgreifen werden. Nach einem warmen Tee, der während des Weckservices direkt ins Zimmer gebracht wurde, ging es zum reichhaltigen Frühstück ins beheizte Restaurant und von dort aus wieder in unser Chalet. 

Nach einer kleinen Mütze Schlaf erkundeten wir nachmittags die direkt neben dem Santa Claus Village gelegene Schneemann-Welt. Als Übernachtungsgast des Arctic Hotels ist ein Tagesticket im Preis inkludiert. Regulär kostet der Eintritt 29€ pro Person. Hier kann man Eislaufen, auf einem Luftreifen verschiedene Bahnen rodeln, durch das Eislabyrinth marschieren oder in der Bar ein Getränk aus einem Gefäß aus Eis probieren. Eine coole Sache – vor allem für Familien.

Für den letzten Abend stand noch einmal eine (kurze) Polarlichter- Tour auf dem Programm. Diesmal wurden wir von Joey von Nordic Unique Travels abgeholt und zu einem 30 Minuten entfernten zugefrorenen See mitten im Wald gebracht. Hier war eindeutig der Vorteil im Vergleich zur letzten Tour, dass man sich jederzeit in ein warmes Gebäude zurückziehen. Daher kann ich diese Tour vor allem mit kleineren Kindern auf jeden Fall empfehlen! Während Joey draußen den Himmel für uns im Auge behielt, konnten wir drinnen einen warmen Tee trinken. Denn die Wolkendecke war auch diesmal unser größtes Problem. Doch Petrus hatte zumindest kurzzeitig ein Einsehen mit uns und wir konnte ein paar richtig tolle Bilder von und mit den Polarlichtern schießen, die uns wie bei der ersten Tour wenig später zugeschickt wurden. 

Am nächsten Morgen ging es gemütlich nach dem Frühstück Richtung Flughafen und über Kopenhagen zurück nach Hause. Und so endete unser erster Ausflug an den winterlichen Polarkreis mit schönen Bildern und großartigen Erfahrungen!

In diesem Sinne: Hyvästi!

Hilfreiche Links:

https://www.visitrovaniemi.fi

https://www.arcticgm.com

www.nordictravels.eu

www.arcticsnowhotel.fi

https://www.airbnb.de/rooms/911465262152162966?guests=1&adults=1&s=67&unique_share_id=4f97a51e-0d64-48ca-9657-5e8b3ae87102

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